Wie kommen die Bilder ins Gehirn?

Über das Auge nehmen wir etwa 80 Prozent aller Informationen auf. Damit ist es unser wichtigstes Sinnesorgan und hat so für uns eine existentielle Bedeutung. Über die Anatomie des Auges gibt das folgende Schema einen guten Überblick.

Mit freundlicher Genehmigung von Elke Westphal, www.augen-training.de
Mit freundlicher Genehmigung von Elke Westphal, www.augen-training.de

Besonders hervorzuheben ist die Netzhaut, auf ihr sind mehr als 130.000.000 Sinneszellen angelegt, die die Informationen über den Sehnerv an das Gehirn weiterleiten. Wir sehen nicht mit dem Auge sondern mit dem Gehirn. Das Auge ist am Sehprozess selbst nur mit etwa 10% beteiligt.
Unser Sehen ist also davon abhängig, was unser Gehirn daraus macht. Erinnerungen, Erfahrungen, Gefühle, gespeicherte Informationen, Interessen schaffen Verbindungen und bestimmen unsere Wahrnehmung.
Angelernte Grundwahrnehmungssysteme beschleunigen und beeinflussen den Prozess von der Reizentstehung in der Netzhaut bis zur Bildentstehung.
Die Datenmenge eines Auges beträgt etwa 1 GB/Sek. Die Auswertung geschieht ausgehend vom Sehzentrum in vielen weiteren Arealen des Großhirns.

Peripheres Sehen

In einem Seminar meldete eine Teilnehmerin erfreut „Ich kann wieder zu den Seiten sehen. Der Augenarzt hat mir gesagt, drehen Sie den Kopf einfach weiter herum.“


Die Antwort für dieses kleine "Wunder" findet sich im Aufbau der Netzhaut. Die folgende Abbildung zeigt zwei Sichtweisen, das zentrale und das periphere System, die die Informationen aufnehmen und über getrennte Kanäle weiterleiten.

Grafik ®Hans-Werner Hunziker, Details siehe Impressum
Grafik ®Hans-Werner Hunziker, Details siehe Impressum

Auf der Netzhaut sind die Sehzellen, die Zapfen und die Stäbchen gleichmäßig verteilt. Die Zapfen vermitteln das klare deutliche Sehen. Die Stäbchen sind für das Kontrastsehen und die Wahrnehmung bei geringem Licht zuständig. Neuere Studien besagen, dass sie auch in hellem Tageslicht aktiv sind. In der Makula, dem Bereich des schärfsten Sehens gibt es nur Zapfen, die uns absolut klares  Sehen vermitteln. Dieser Bereich umfasst etwa die Breite eines auf Armlänge gehaltenen Daumens.
Zu beiden Seiten der Zentrallinie nimmt die Sehschärfe rapide ab, das Bild ist verzerrt. Das heißt nicht, dass wir auf diese Informationen verzichten können. Im Gegenteil sie sind wichtig, weil sie uns die Lage eines Gegenstandes im Gesamtbild vermitteln und sie uns Bewegungssehen vermitteln. Jeder macht die Erfahrung, dass er aus dem Augenwinkel heraus auf Bewegungsimpulse reagiert.
Die Teilnehmerin hat erfahren, dass durch die Übungen ihre Sehzellen in der Peripherie geweckt wurden. Das ist kein Hexenwerk sondern ist mit wenigen einfachen Übungen zu erreichen. Wichtig ist diese Stimulation gerade für ältere Menschen und für Brillenträger. Bei der Konzentration auf den optischen Mittelpunkt der Brille erhalten die Sehzellen im Randbereich nicht genügend Impulse, um aktiv zu werden.
Wenn nun diese schlummernden Sehzellen geweckt werden, weitet sich der Blick und zusätzlich erhöht sich die Lichttoleranz. Eine weitere Erfahrung, die ich selber mache und die mir auch Teilnehmer berichten ist, dass sich das Dämmerungssehen verbessert.