Über das Auge nehmen wir etwa 80 Prozent aller Informationen auf. Damit ist es unser wichtigstes Sinnesorgan und hat so für uns eine existentielle Bedeutung. Über die Anatomie des Auges gibt das folgende Schema einen guten Überblick.
Besonders hervorzuheben ist die Netzhaut, auf ihr sind mehr als 130.000.000 Sinneszellen angelegt, die Informationen über den Sehnerv an das Gehirn weiterleiten. Wir sehen nicht mit dem Auge sondern mit dem Gehirn. Das Auge ist am Sehprozess selbst nur mit etwa 10% beteiligt.
Unser Sehen ist also davon abhängig, was unser Gehirn aus den aufgenommenen Lichtimpulsen macht.
Erinnerungen, Erfahrungen, Gefühle, gespeicherte Informationen, Interessen schaffen Verbindungen und bestimmen unsere Wahrnehmung. Angelernte Grundwahrnehmungs-systeme beschleunigen und beeinflussen den Prozess von der Reizentstehung in der Netzhaut bis zur Bildentstehung. Die Datenmenge eines Auges beträgt etwa 1 GB/Sek. Die Auswertung geschieht ausgehend vom Sehzentrum in vielen weiteren Arealen des Großhirns.
In einem Seminar meldete eine Teilnehmerin erfreut „Ich kann wieder zu den Seiten sehen. Der Augenarzt hat mir gesagt, drehen Sie den Kopf einfach weiter herum.“
Die Antwort für dieses kleine "Wunder" findet sich im Aufbau der Netzhaut. Die folgende Abbildung zeigt zwei Sichtweisen, das zentrale und das periphere System, die die Informationen aufnehmen
und über getrennte Kanäle weiterleiten.
Auf der Netzhaut sind die Sehzellen, die Zapfen und die Stäbchen verteilt. Die Zapfen vermitteln das klare deutliche Sehen. Die Stäbchen sind für das Kontrastsehen und die Wahrnehmung bei
geringem Licht zuständig. Neuere Studien besagen, dass sie auch in hellem Tageslicht aktiv sind. In der Makula, dem Bereich des schärfsten Sehens gibt es nur Zapfen, die uns absolut klares
Sehen vermitteln. Dieser Bereich umfasst etwa die Breite eines auf Armlänge gehaltenen Daumens.
Zu beiden Seiten der Zentrallinie nimmt die Sehschärfe rapide ab, das Bild ist verzerrt. Das heißt nicht, dass wir auf diese Informationen verzichten können. Im Gegenteil sie sind wichtig, weil
sie uns die Lage eines Gegenstandes im Gesamtbild vermitteln und sie zum Bewegungssehen beitragen. Jeder macht die Erfahrung, dass er aus dem Augenwinkel heraus auf kleinste Bewegungsimpulse
reagiert.
Die Teilnehmerin hat erfahren, dass durch die Übungen ihre Sehzellen in der Peripherie geweckt wurden. Das ist kein Hexenwerk sondern ist mit wenigen einfachen Übungen zu erreichen. Wichtig ist
diese Stimulation gerade für ältere Menschen und für Brillenträger. Bei der Konzentration auf den optischen Mittelpunkt der Brille erhalten die Sehzellen im Randbereich nicht genügend Impulse, um
aktiv zu werden.
Wenn nun diese schlummernden Sehzellen geweckt werden, weitet sich der Blick und gleichzeitig erhöht sich die Lichttoleranz.